POP
CDs
| NEUES AUS
DER
MUSIKWELT
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Bette Midier
IT’S THE GIRLS
East West/Watnet CD
(auch als LP
erhältlich) (48’)
Was für ein vergnüglicher Streifzug
durch die Geschichte am erikani-
scher G irl Groups von den
3 0
er-
bis in die
9
oer-Jahre! A uf „ It’s The
Girls“ setzt Bette M idier m it dem
ihr eigenen Humor, darstellerischen
Können und überbordenden Tem-
peram ent Sangesschwestern wie
den Shangri-Las, Shirelles und Mar-
velettes ein Denkmal. Das Ergebnis
ist einfach köstlich!
In den späten
5
oern und der
ersten Hälfte der
6 0
er, in der über
7 5 0
M ädchenensem bles Hits ver-
buchen konnten, war die Blütezeit
des Genres. Dieser Zeitspanne von
DooWop bis M otow nsoul w idm et
sich „T he D ivine M iss M “ hier
ganz besonders und e rlä u te rt:
„Es gab dam als so viele großar-
tig e G irl G roups, die ich heute
noch genauso b e g e iste rt höre
wie dam als. Dieses Album ist ein
vorsich tiger Versuch, ihnen allen
die Ehre zu erweisen fü r a ll die
Freude, die sie m ir und der W elt
gebracht haben.“
Bei einigen ihrer Neuaufnahmen
bleibt die m ehrfache Grammy-Ge-
w innerin nahe an den O riginalen
und erfreut sich schlicht an den bis
heute spritzigen und m itreißenden
Arrangem enteinfällen. So ist etwa
ihre Variante des Ronettes-Oldies
„Be My Baby“ eindeutig Phil Spec-
tors aufgeschichteter Produktion
von
19 6 3
nachem pfunden.
In
anderen Fällen findet die
6 9
-jäh-
rige Sängerin jedoch auch zu ganz
eigenen Klanglösungen. Aus dem
TLC-Klassiker „W a te rfa lls“ zum
Beispiel macht sie eine ans Herz
gehende Klavierballade, in der der
sozialkritische Inhalt über Drogen-
handel, P rom iskuität und AIDS
voll zum Tragen kom m t. Und den
Suprem es-Evergreen „You Can’t
Hurry Love“ verwandelt sie recht
gekonnt in einen spaßbringenden
C ountrytitel m it Banjobegleitung.
Girls just w ant to have fun.
H a ra ld K e p le r
MUSIK ★
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KLANG ★ ★ ★ ★ ★
I
Diverse Musiker
ANOTHER DAY - ANOTHER TIME
Nonesuch 2 CDs
(131’)
Auch
als LP
erhältlich
Bei klassischem Liedgut gerade
aus Folk ist die Gefahr groß, die
berühmten Vorlagen m it Nostalgie-
Patina zu überziehen. Der erlagen
beim Benefiz-Konzert anlässlich
der New York-Prem iere des M u-
sikerfilm s „In side Llewyn Davis“
Gillian Welch und Jack W hite, Elvis
C ostello, Lake S treet Dive und
Rhiannon Giddens am allerw enigs-
ten. Erstaunliche Q ualitäten de-
m onstrierte Hauptdarsteller Oscar
Isaac bei Dave Van Ronks „Hang
Me, Oh Hang Me“ . Das Konzert liegt
hier endlich in ganz exzellenter Auf-
nahm equalität kom plett vor - auch
die bei der Deluxe-DVD des Films
entfallenen Aufnahmen.
F. Sch.
MUSIK ★ ★ ★ ★ ★
KLANG ★
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Bettye LaVette
WORTHY
Chetty Red
CD
(44’)
Für Soul-Legende Bettye LaVette
„d e k o n s tru ie rte “ Joe Henry erst
einm al ko m p le tt Vorlagen von
B eatles („W a it“ ), Dylan („U n -
b e lie v a b le “ ),
R o llin g
S tones
(„C o m p lic a te d “ )
und
M ickey
N ew bury („B less Us A ll“ ) in fü r
sie neu m aßgeschneiderte Arran-
gem ents. Einen der besten Songs
steuerte er selber m it „S to p “ bei.
N icht vie l ändern m usste er bei
„W o rth y“ : Diese „K o p ro d u ktio n “
von M ary G authier und Beth Niel-
sen Chapman ist als wunderbares
S tück Southern S oul eine S te il-
vorlage fü r jedes hochkarätige
Sangestalent - wie hier auch das
gospelgetränkte „U ndam ned“ von
Linford Detweiler.
F. Sch.
MUSIK ■
KLANG ★ ★ ★
Bernard Allison Group
IN THE MIX
Jazzhaus/In-Akustik CD
(57')
Sechs Jahre liegt sein letztes Album
zurück; nun macht das jüngste von
Luther Allisons neun Kindern m it
einer zum Tourauftakt veröffentlich-
ten CD wieder auf sich aufmerksam.
Und er verfolgt das, was er am bes-
ten kann: M it einer schnörkellosen
Spielart aus Blues, Mem phis Soul
und Rock füh rt er das Erbe seines
Vaters vertrauensvoll fort. Wie im -
mer möchte man Bernard Allison
wünschen, dass er endlich mal m it
gelöster Handbrem se d e ftig los-
rocken m öge. Dennoch: Freunde
k u ltiv ie rte r
B lues-U n terh altun g
w erden A llison w e ite r die Treue
halten, zum al die K langqualität
gew ohnt transparent und lu ftig
ausgefallen ist.
p b
MUSIK ★ ★
KLANG
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Trent Reznor and Atticus Ross
GONE GIRL
Columbia/Sony 2 CDs
(88’)
Für David Finchers verstörendes
Krimidrama „Gone Girl“ erschufen
Trent Reznor (Nine Inch Nails) und
Atticus Ross einen nicht m inder ver-
störenden O riginal Score. Während
Ben Affleck auf der Kinoleinwand
das Verschwinden seiner Frau zu
enträtseln versucht, bereiten die
beiden O scar-Preisträger („The
Social N etwork“ ) dem Zuschauer
m it flächig-reglosen Orchesterklän-
gen, S takkato-Elektronik und be-
drohlichen Geräuschen ein großes
Unbehagen. Was im Lichtspielhaus
schaurig-schön fu n ktio n ie rte , er-
zielt auch auf Tonträger noch seine
beklemmende W irkung. Filmm usik
als körperliche Grenzerfahrung.
ha ke
MUSIK ■
KLANG
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Punch Brothers
THEPOSPHORESCENT BLUES
Nonesuch CD
(47’)
Chris Thiele w o llte m al au spro-
bieren, wie w eit er sich m it seinen
Punch Brothers auf m usikalische
E ntde ckung sreise
a b seits
der
N eofolk-, B luegrass- und Am e-
rica n a -T ra m p e lp fa d e
begeben
könnte. W eshalb er sich zu einigen
Songs ausdrücklich von Debussy
und Scrjabin inspirieren ließ, die
man d e fin itiv nicht in irgendeiner
Folk-T radition ve ro rte n w ürde.
Der m e h rstim m ig e S atzgesang
bei „F a m ilia rity“ erinnert entfernt
an den Brian W ilson des „S m i-
le“ -Projekts, „I Blew It O ff“ auch
an Beach Boys. Eine o rig in e lle
Variante des A rt Rock haben sie
hier erfunden!
F. Sch.
MUSIK
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KLANG ★
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120 STEREO 3/2015
★ ★ ★ ★ ★ hervorragend I ★ ★ ★ ★ sehr gut I ★ ★ ★ solide I ★ ★ problematisch I ★ schlecht